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Katze auf Rezept
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Sie sind zutraulich, kuschelig und ihr Schnurren versetzt Berge. Katzen sind nicht nur Freunde und Vertraute, sie können auch zu wahren Therapeuten werden ohne Terminprobleme und Praxisgebühr. Was Katzenhalter schon seit Jahrzehnten spüren, ist nun wissenschaftlich bewiesen und wird von immer mehr Therapeuten bei ihrer Arbeit genutzt.
Von Lena Hüsemann Die Uhr zeigt halb sieben, draußen regnet es schon seit Stunden. Der Wecker gibt leise Tick-Geräusche von sich, das Telefon ist dafür umso ruhiger. Es ist Winter draußen ist es schon dunkel. Keine jungen Paare, die durch die Stadt bummeln, keine Kinder, die wie im Sommer auf der Straße spielen.
Kein Lachen aus dem Restaurant unten, keine Musikfetzen vom Straßenfest ein paar Blöcke weiter. Was sollen wir mit dem Abend anfangen? Zum Kochen müsste man Appetit haben, zum Schlafen müde sein aber wir sind nur allein, von Einsamkeit wie gelähmt. Doch, Moment da ist noch jemand. Das leise Tapsen von Pfoten auf den weichen Teppichboden, ein Gurren, schon landet ein kleiner Fellball auf unserem Schoß. Beruhigendes Schnurren, während dieses weiche Wesen ein Nest in unserer Decke baut, ein Stoß des kleinen Köpfchens an unserer Hand und schon fühlen wir uns wieder wohl. Wir werden doch gebraucht, da ist jemand, der uns schätzt! So oder ähnlich: Jeder Katzenbesitzer wird schon einmal die heilende Wirkung von Katzenschnurren auf das seelische Befinden erlebt haben. Wenn wir traurig sind, genervt, gestresst oder verlassen: Ein kleines Gurren der geliebten Katze reicht, damit wir uns wieder gut fühlen. Das Betteln um Streicheleinheiten gibt uns das Gefühl, angenommen zu werden. Und nach endlosem Scharren im Katzenklo haben wir das Gefühl, gebraucht zu werden. Befragt man Katzenliebhaber, warum sie sich für eine Katze und nicht für ein anderes Kleintier oder gar einen Hund entschieden haben, hört man ähnliche Gründe. Sauberkeit, Unabhängigkeit und Gesellschaft sind nur wenige von ihnen. Während Hundeliebhaber oft auf eine bestimmte Rasse oder ein bestimmtes Erscheinungsbild ihres Vierbeines fixiert sind, mögen die meisten Katzenfreunde ihre Katzen oft unabhängig von Rasse, Größe oder Erscheinung. Katzen lassen sich nicht wie Hunde abrichten, sie können nicht das Haus beschützen und gelten nur selten als Statussymbol umso wichtiger sind ihre (für uns Menschen oft unbequeme) Eigenschaften. Katzen sind grazil, leise, unkompliziert, einfühlsam, unabhängig und doch gesellschaftsliebend man könnte auch sagen, dass wir die Katze gerne als Spiegel unserer eigenen Seele sehen würden. Wer wünscht sich heutzutage nicht einen unabhängigen Charakter, gepaart mit einer starken Ausstrahlung und Persönlichkeit? In Krisenzeiten hilft aber auch ein derartiger Spiegel der Seele nichts, hier bauen uns Haustiere eher dadurch auf, dass wir das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Vielleicht ist gerade ein geliebter Angehöriger verstorben oder wir haben unseren Job verloren, die Katze möchte aber trotzdem weiterhin ihr Futter, die Katzentoilette muss sauber gemacht und ein Termin für die nächste Impfung vereinbart werden das Leben geht weiter. Gerade bei alten Menschen ist dieser Effekt des Gebrauchtwerden wichtig. Tiere binden alte Menschen an das Leben, vermitteln ihnen Spaß am Leben und beleben ihren oft eher eintönigen Alltag. Nicht umsonst erlauben mittlerweile viele Tierheime die Kleintierhaltung oder fördern sie sogar. Wenn Tiere auch nicht den menschlichen Kontakt ersetzen sollten, können Sie nicht nur alten oder kranken Menschen den Lebenswillen wieder geben auch dem durchschnittlichen Erwachsenen versüßen Sie den Alltag. Die Katze hat ihre Funktion als Nutztier längst hinter sich gelassen, gerade für Stadtmenschen ist sie bester Freund, Familienmitglied und der Fels in der Brandung in einer hektischen Welt. Katzen wirken vor allem zur Stressbewältigung und als Seelentröster, wobei die Anwesenheit einer Katze schon den ersten Effekt hat. Dieser Aspekt potenziert sich, wenn wir die Katze streicheln und schmusen die Katze gibt mit ihrem Schnurren eine Reaktion und antwortet auf unser Verhalten sagt auch Diplom-Psychologin Regina Lessenthin, die in ihrer therapeutischen Praxis Patienten jeden Alters behandelt. Mit von der Partie: ihre zehn Katzen, die ihre ganz eigene Wirkung bei der Therapie entfalten. Um den Effekt der Katzen genauer beschreiben zu können, hat Lessenthin nun eine Umfrage unter ihren Patienten gemacht, mit einem bombastischen Ergebnis. So waren über 80 Prozent der Befragten von dem positiven Therapieeffekt der Vierbeiner überzeugt. Über 70 Prozent spürten die beruhigende Wirkung der Katzen, die gleiche Anzahl sprach von einer positiven Wirkung auf die Therapiedauer. Allgemein wird die Therapie mit einem schnurrenden Fellbündel auf dem Schoß als angenehmer empfunden, die Patienten gehen die Therapie motivierter an. Dadurch, dass die Patienten motivierter und stressfreier sind, können Sie intensiver an den für sie schwierigen Fragestellungen arbeiten. In der Regel werden damit die Behandlungszeiten verkürzt beschreibt Regina Lessenthin ihr Konzept. Bei Kindern mit ADS oder Erwachsenen mit akuten Stresssituationen wirkt das Schnurren einer Katze wie autogenes Training dies hat mittlerweile auch eine Studie der Uni Hohenheim bestätigt. Auch Traumapatienten, zum Beispiel Opfer sexueller Gewalt, gibt das Vertrauen und die Berührung der Samtpfoten neuen Mut.
Ziel einer Psychotherapie ist es, dem Patienten bei der Erkennung und Lösung seiner Fehler und Probleme zu helfen. Die Katzen wirken hier oft als Modell. Fühlt sich der Patient von seiner Familie zurückgewiesen, erkennt er zum Beispiel beim Spiel mit der Katze, dass jeder Mensch seine Rückzugsmöglichkeiten benötigt und dies nicht immer persönlich zu nehmen ist. Auch den durchschnittlichen Katzenhalter unterstützt die Katze in seinem Alltag. Allein die Anwesenheit einer Katze wirkt beruhigend und blutdrucksenkend, nach einem stressigen Tag wirkt ein lautes Schnurren wie Balsam für unsere Seele. Diese positive Interaktion sollten wir im Alltag nutzen, sprich jeden Tag mehrere ausgiebige Schmuseeinheiten gemeinsam verbringen, rät Regina Lessenthin. Katzenhalter müssen sich also nicht mehr für verrückt erklären lassen, wenn sie über die seelische Wohltat eines Katzenschnurrens sprechen. Es ist amtlich: Katzen sind also wahre Therapiehelfer und können oft besser helfen als jeder Psychologe. Futter, Streu und Co. gibt es leider noch nicht auf Rezept dafür entfällt aber auch die Praxisgebühr beim Schmusen mit dem geliebten Vierbeiner. www.lessenthin.de Weitere Informationen zum Magazin "Pfotenhieb"
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