Tierärzt*innen schlagen Alarm: Anzahl kranker Rassekatzen nimmt zu
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Wiener Tierärztekammer und Tierschutzombudsstelle fordern entschiedenes Vorgehen gegen Scottish Fold
Die
Anzahl schwerkranker Rassekatzen nimmt massiv zu auf diese
alarmierende Entwicklung machen die Landesstelle Wien der
Österreichischen Tierärztekammer und die Tierschutzombudsstelle Wien
anlässlich des Weltkatzentages am 8. August aufmerksam. Eine aktuelle
Erhebung unter Wiener Tierärzt*innen hat gezeigt, dass besonders die von
Qualzucht betroffene Rasse Scottish Fold (Schottische Faltohrkatze)
einen Boom erlebt.
Osteochondrodysplasie (OCD) sorgt bei der Rasse Scottish Fold (Schottische Faltohrkatze) für Beeinträchtigungen wie Gelenksschwellungen
Das Leid dieser Katzen ist genetisch
vorprogrammiert. Obwohl Zucht, Import, Weitergabe und Erwerb der Tiere
in Österreich verboten sind, sind sie omnipräsent, kritisieren die
Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy und Manfred Hochleithner,
Präsident der Landesstelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer.
Sie fordern ein entschiedeneres Vorgehen gegen Qualzucht.
Seit
circa einem Jahr so der Tenor in der qualitativen Umfrage der Wiener
Tierärztekammer verzeichnen Tierärzt*innen in der Bundeshauptstadt
einen Anstieg bei den Schottischen Faltohrkatzen von mehreren Neukunden
pro Monat bis hin zu zwei bis drei solcher Katzen in der Woche.
In
der Abteilung Bildgebende Diagnostik der Veterinärmedizinischen
Universität Wien ist die Anzahl der behandelten Scottish Fold von einem
Tier im Jahr 2019 auf 16 Tiere im Jahr 2022 gestiegen. Auch andere
Rassen mit Qualzucht-Merkmalen liegen im Aufwärtstrend. So berichten die
befragten Tierärzt*innen von einer Zunahme an Nacktkatzen,
brachycephalen (kurzköpfigen) Rassen sowie Tieren, die unter
Polydaktylie (Vielzehigkeit) leiden.
Das besondere
(Qualzucht-)Merkmal der Scottish Fold sind die gefalteten Ohren. Sie
sind das sichtbare Zeichen einer unheilbaren Erbkrankheit, erklärt
Tierarzt Manfred Hochleithner. Was süß ausschaut, bedeutet für die
Tiere höllische Qualen.
Die sogenannte Osteochondrodysplasie
(OCD) sorgt für Beeinträchtigungen wie Gelenksschwellungen, verdickte
und missgestaltete Gliedmaßen sowie eine abnorme Körperhaltung und
Gangart. Kostspielige tierärztliche Behandlungen sind die Folge.
Oftmals bleibt leider nur die Euthanasie als einzige Möglichkeit, das
Leid zu beenden, so Hochleithner.
Die Berichte aus der
tierärztlichen Praxis zeigen eindrücklich, wie sehr die Tiere für dieses
falsche Schönheitsideal gequält werden. Da ist etwa der Fall des jungen
Katers, gerade erst ein Jahr alt, der nicht mehr gehen konnte.
Die
Pfoten waren extrem verdickt, schmerzhaft, es war keine Zehenbewegung
möglich, berichtet der behandelnde Tierarzt. Die Zehen waren teilweise
verformt, die Krallen unbeweglich, zum Teil eingewachsen, die Pfoten
steinhart und aufgeschürft. Nach einer Woche vergeblicher Hoffnung auf
Besserung des Zustands wurde das Tier eingeschläfert.
Oder der
Fall der Scottish Fold, die kürzlich als Fundtier ins TierQuarTier Wien
kam und aufgrund ihres desaströsen Gesundheitszustands sofort erlöst
werden musste. Auch das ist leider eine Folge des Scottish Fold-Booms:
Immer mehr Tiere werden ausgesetzt, sobald Krankheitssymptome
auftreten, berichtet Tierschutzombudsfrau Eva Persy. Sogar unter Wiens
Streunerkatzen seien mittlerweile die ersten Faltohren gesichtet worden.
Die
Landestelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer und die Wiener
Tierschutzombudsstelle fordern daher ein strikteres Vorgehen gegen
Qualzucht auf allen Ebenen.
Das beginnt mit der Aufklärung der
Menschen vor der Anschaffung einer Katze, geht über die konsequente
Verfolgung und Bestrafung entlang der Kette von Zucht und Handel bis zu
den Halter*innen, die sich zwar unbedingt eine Faltohrkatze zulegen
wollten, dann aber mit der medizinischen Versorgung der Tiere nichts
mehr zu tun haben wollen. Auch verpflichtende Kastrationen verhindern
die Ausbreitung eindeutiger Qualzucht-Rassen, so Persy und
Hochleithner.
Diese Maßnahmen spiegelten auch die Wünsche der
Wiener Tierärzt*innenschaft wider, die in der Befragung ein hohes Maß an
Frustration und Hilflosigkeit über die aktuelle Situation geäußert hat.
Bei
der Entwicklung eines auf Bundesebene verpflichtenden Sachkundekurses
für neue Katzenhalter*innen, der an die ebenfalls von Tierschützer*innen
geforderte Chip- und Registrierungspflicht für Hauskatzen gekoppelt
werden könnte, bietet die Wiener Tierschutzombudsstelle aktiv ihre Hilfe
an.
Das verpflichtende Chippen und Registrieren aller
Hauskatzen muss möglichst schnell umgesetzt werden. Gerne stellen wir
unser Wiener Sachkundekurs-Knowhow für eine Österreichweite Anwendung
betreffend Katzenhaltung zur Verfügung. Wir haben bereits bei der
Hunde-Kunde, dem Wiener Sachkundenachweis für künftige
Hundehalter*innen, gesehen, wie viel Tierleid durch Aufklärung und
fundierte Wissensvermittlung im Vorfeld der Anschaffung verhindert
werden kann, so Persy.
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