Diabetes mellitus bei der Katze Die
Ursache des Diabetes mellitus ist zwar unbekannt - ätiologisch kommt es
dabei allerdings zu einer Degeneration und zum Absterben der Betazellen
des Pankreas und infolge zur Ablagerung von Amyloid in den
Langerhansschen Inseln. Der D.M.entwickelt sich oft bei Katzen
mittleren Alters und häufiger bei kastrierten Katern. Aufmerksamen
Tierbesitzern fallen eventuell die ersten Symptome - wie plötzliche
Polyurie (häufiges Harnlassen) und Polydipsie (viel Trinken) auf.
Weiters auffällig ist die Polyphagie (zunehmender Appetit), wobei es
dennoch zu fortschreitendem Gewichtsverlust kommt. Ein
Tierarztbesuch bei Auftreten solch beschriebener Symptome bleibt
unumgänglich; denn D.M. rechtzeitig erkannt ist therapierbar und auch
soweit in den Griff zu bekommen, dass das Tier auch eine lebenswerte
Zukunft vor Augen hat! Erste Maßnahme beim Tierarzt,um eine
Diagnose zu sichern, ist die Blutabnahme im nüchternen Zustand der
Katze, wobei eine Hyperglycämie ganz eindeutig ins Auge sticht:
Plasmaglucosewerte bei gesunden Katzen liegen im allgemeinen bei 6
Millimol pro Liter - hier oft über 20 Millimol pro Liter. Zusätzlich
kommt es auch zur Glucosurie, wobei der Harnzuckerwert mittels
Teststreifen festgestellt wird. Differentialdiagnostisch ist
Hyperthyreoidismus von besonderer Bedeutung, wobei hier allerdings
Polyphagie begleitet von Gewichtsverlust die typischten Symtome sind.
Bei vielen Katzen lassen sich die vergrößerten Schilddrüsenlappen
palpieren und eine erhöhte Plasmathyroxinkonzentration feststellen. Chronische
Niereninsuffizienz ist oft ebenfalls Ursache für Polyurie und
Polydipsie auch von Gewichtsverlust begleitet - hier ist jedoch der
erwähnte Gewichtsverlust die Folge einer Anorexie(Appetitlosigkeit). Wird
eine diabetische Katze 3-4 Wochen nicht behandelt, kommt es zu einer
sogenannten diabetischen Ketoazidose, wobei durch fettige Degeneration
der Leber die Leberenzymwerte deutlich erhöht sind, der Proteinabbau zur
Urämie und der Fettabau zur Azidose führt. Eine
zufriedenstellende und gute Regulierung der Störung kann bei den meisten
Katzen durch subcutane Insulinsubstitution erreicht werden, wobei 3
Stunden nach Applikation Höchstwerte mit einer therapeutischen Dauer von
12 Stunden erreicht werden. Den Tieren werden zwei
gleichzusammengesetzte Mahlzeiten angeboten und zwar so, daß die
alimentäre Glucoseaufnahme mit den beiden Spitzen der Insulinwirkung
zusammenfällt. D.h.die erste Mahlzeit wird gleichzeitig mit der
Insulingabe am Morgen verabreicht, die zweite ungefähr 7,5 Std.später.
Zusammensetzung und Menge des Futters werden konstant gehalten, so auch
die Zeiten der Insulininjektion und Fütterung. Die Insulindosis wird
solange angepasst, bis ein guter Plasmaglucosespiegel erzielt ist. Um
diesen zu ermitteln,wird diese eine halbe Stunde vor der zweiten
Mahlzeit bestimmt und die Insulindosis für den folgenden Tag angepaßt.
Bei korrekter Einstellung liegen die Plasmaglucosewerte bei 12 Millimol
pro Liter zum Zeitpunkt der Insulininjektion und sinken auf 6-8 Millimol
pro Liter innerhalb der folgenden 5-6Std. Ganz wichtig ist,daß
die Insulindosierung anhand des Blutzuckerspiegels bestimmt wird und
nicht nur aufgrund der morgendlichen Harnzuckerwerte! Denn erhöhte
Harnzuckerwerte am Morgen können zum Beispiel auch die Folge einer zu
hohen Insulindosis sein! Bei zu hoher Dosierung wird die
Plasmaglukosekonzentration zu weit gesenkt,dabei induziert das
Glucosedefizit im Gehirn eine Ausschüttung von Adrenalin und Glucagon
,die wiederum Glucose aus Glycogen freisetzt. Da aber der diabetische
Patient kein Insulin bei erhöhten Blutzuckerwerten sezernieren kann,
kommt es zu einer Hyperglycämie.Tagsüber ist der Harn glucosefrei, aber
gegen Abend glucosepositiver, es folgen Polydipsie und Polyurie,und am
Morgen ist er dann stark zuckerhaltig. Die Insulindosierung
sollte bei diesem Effekt (hyperglycämischer Rückschlag nach
Hypoglycämie) um 20%verringert und die Plasmaglucose am nächsten Tag neu
bestimmt werden. Diät Das Wesentlichste bezüglich der
Fütterung beruht darauf,daß Zusammensetzung und Menge des Futters stehts
konstant bleiben, um auch eine ausgeglichene Insulindosierung zu
erreichen. Die erste Mahlzeit sollte mit der Insulininjektion jeden Tag
um dieselbe Zeit verabreicht werden und die zweite 7,5-max. 8 Stunden
später. Denn die Insulindosis reicht zwar aus,die
Plasmaglucosewerte innerhalb weniger Stunden unter die Nierenschwelle zu
bringen, aber die Verzögerung des Futterangebots über 8 Stunden zur
Zeit des 2.Insulinmaximums, würde unweigerlich zu einer Hypoglycämie
führen! Da vor allem zu Behandlungsbeginn erhebliche Schwankungen
im Insulinbedarf beobachtet werden,ist es wichtig,daß die Katzen anfangs
unter Beobachtung stehen,denn bei plötzlichen Anzeichen einer
Hypoglycämie sollte rasch Nahrung angeboten werden. Wie sehen die
Symtome eine Hypoglycämie aus? Ängstliches Verhalten, Herumirren,
Stolpern, Einknicken der Hinterextremitäten bis Muskelkrämpfe und
Reizbarkeit. Bei anfänglichen Symptomen der Hypoglycämie kann der
weitere Verlauf durch Füttern aufgehalten werden.Im fortgeschrittenen
Stadium sollte rasch Glucose verabreicht werden: 1TL Traubenzuckerpulver
mit wenig Wasser auflösen und die dicke Suspension oral eingeben. Die
Maulschleimhaut resorbiert diese relativ gut, auch wenn kein Schlucken
erfolgen sollte! Mit diesen Gaben solange fortfahren, bis die ärgsten
Symtome vorbei sind. Am nächsten Tag sollte die Insulindosis um 20%
verringert werden und die Plasmaglucosekonzentration bestimmt werden,um
einen neue Insulineinstellung vorzunehmen. Dosierung:Die
anfängliche Dosis des Depotinsulins liegt etwas unter einer
Internationalen Einheit pro Kilogramm Körpergewicht. (Achtung: nur
Insulinspritzen mit Insulineinheiten verwenden!). Die
Plasmaglucose wird kurz vor der 2.Mahlzeit bestimmt und die Dosis am
nächsten Tag je nach Größe der Katze um eine halbe bis eine ganze
Einheit vergrößert.-Dies erfolgt die nächsten Tage,bis die
Plasmaglucosewerte auf 6-8 Millimol pro Liter gefallen sind.In
unkomplizierten Fällen dauert dies maximal eine Woche.Einige Tage nach
erfolgter Einstellung sollte vorsorglich die Blutglucose nochmals
bestimmt werden ,um ganz sicher zu gehen,daß die Einstellung auch
wirklich stabil ist. Bei einem geringen Prozentsatz der felinen
Patienten tritt zu Behandlungsbeginn eine sogenannte Insulinresistenz
unbekannter Genese auf,s odaß die Dosis um 2 oder mehr Einheiten erhöht
werden muß. Diese Resistenz verschwindet in der Regel vollständig.Der
Tierbesitzer sollte aber lernen, die Einstellung selber anzupassen,
abhängig von der Polydipsie der Katze und unterstützt durch anfänglich
wöchentliche Blutzuckerbestimmungen. Bei appetitlosen Katzen stellt sich
auch meist die Nahrungsaufnahme wieder ein, sobald die Plasmaglucose
reduziert worden ist. Nach erfolgter Einstellung sollte allerdings die
Insulindosis appliziert werden,wenn die Katze bereits zu fressen
begonnen hat. Im Gegensatz zum Hund, wo entsprechende Diäten
empfohlen werden, gibt es bei der Katze keine konkreten Hinweise, die
den Einsatz einer speziellen Diät zur Behandlung des felinen Diabetes
rechtfertigen würden. Deshalb erscheint es sinnvoll, zuckerkranken
Katzen normale Rationen zu füttern: die Energie sollte aus Fett und
Proteinen zugeführt werden und auf geringen Kohlenhydratanteil sollte
geachtet werden. Die Bedeutung der Rohfaser ist nicht genau geklärt,
aber möglicherweise verlangsamt diese die Nährstoffresorption im
Dünndarm - die daraus folgende Verzögerung der Nährstoffverfügbarkeit
könnte die Insulinwirkung optimieren.
Mag. Michaela Zach
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