Allgemeines Juckreiz (Pruritus) bei Katzen ist sowohl für den Besitzer, als auch für das Tier, eine nahezu unerträgliche Situation. Er äußert sich nicht nur durch Kratzen, sondern auch Schlecken, Knabbern und Reiben sind ein Zeichen von Juckreiz. Im einfachsten Fall liegt nur ein massiver Flohbefall vor, der von jedem Besitzer mit adequaten Flohbekämpfungsprodukten (die effektivsten Flohmittel sind nur beim Tierarzt erhältlich) selbst behandelt werden kann. Ist aber durch diese Maßnahme der Juckreiz nicht zu kontrollieren, sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Viele Fälle werden zwar vorübergehend durch eine symptomatische Therapie mit Kortisoninjektionen besser, der Juckreiz kommt aber meist immer wieder und bedarf daher einer Abklärung der Ursache durch einen Tierarzt Ihres Vertrauens oder einen Veterinärdermatologen. Dies ist in vielen Fällen ein langwieriger, zeitaufwendiger und kostenintensiver Prozeß, der sich aber in der Regel bezahlt macht, abgesehen von der potentiellen Gefahr langandauernder Kortisontherapie, die in vielen Fällen zu einer Erkrankung namens "Morbus Cushing" führt. Pruritus gehört zu häufigen Beschwerden, wegen derer Patienten beim Tierarzt vorgestellt werden. Ob, wo und in welchem Maße Juckreiz besteht, ist ein ganz besonders wichtiges Kriterium für die Unterscheidung zahlreicher Hautkrankheiten. Wenn Ihr Tier an Juckreiz leidet wird der Tierarzt Ihnen folgende Fragen stellen:"Seit wann kratzt sie sich, wo kratzt sie sich, leckt oder knabbert sie an den Pfoten, reibt sie sein Gesicht, kratzt sich auch ein anderes Tier im Haus, haben Sie selbst Hautveränderungen, ist der Juckreiz zu jeder Jahreszeit gleich, ist der Juckreiz im Haus gleich wie im Freien, was war zuerst-der Juckreiz oder die Hautveränderung,
." Mit der Beantwortung dieser vielen Fragen tragen Sie dazu bei, daß Ihr Tierarzt mit Hilfe weiterer Untersuchungen die Ursache des Juckreizes findet. Juckreiz kann viele verschiedene Ursachen haben, wovon die häufigsten an dieser Stelle erklärt werden sollen: Ektoparasiten - Räude der Katze Notoedres cati verursacht die hoch ansteckende und intensiv juckende Erkrankung der Katze, es können aber auch Menschen, Hunde und Kaninchen infiziert werden. Die ersten Hautveränderungen sind im Bereich der Ohrmuschelränder zu finden, breiten sich aber rasch auf die gesamte Ohrmuschel, das Gesicht und den Hals aus. Auch Pfoten und Genitalbereich können befallen werden. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr für Mensch und Tier müssen diese Tiere unverzüglich einer tierärztlichen Behandlung zugeführt werden. - Cheyletiella Mit Cheyletiella spp. befallene Katzen zeigen feine, pudrige Schuppen über den Rücken verteilt. Es kann jedoch auch zu Krusten und Borken kommen. Die Cheyletiella-Dermatitis wird durch die Milbe Cheyletiella spp. ausgelöst und ist eine typische Jungtiererkrankung. Sie ist hochansteckend und kann neben Hunden auch Katzen und Menschen befallen. Diese Milben graben nicht, sondern leben in abgestorbenen Hautschuppen der Haut. Sieht man beim Welpen borkenartige Schuppen mit oder ohne Juckreiz besonders am Rücken, soll man als erstes an eine Cheyletiella-Dermatitis denken. Die Therapie wird vom Tierarzt durchgeführt und sollte wegen der hohen Ansteckungsgefahr ehest bald durchgeführt werden. - Flöhe Der einzige Unterschied bezüglich eines Flohbefalles der Katze zum Hund ist, daß Katzen durch ihre ständige Säuberung die Flöhe fressen und auch den Flohkot entfernen. Falls daher weder Flöhe noch Flohkot gefunden werden, ist das nicht beweisend, daß kein Flohbefall vorliegt. Die erwachsenen Flöhe (Ctenocephalides felis) leben auf der Katze und legen dort ihre Eier ab. Diese fallen auf den Boden und befinden sich somit in der Umgebung des Tieres. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich vom Licht wegbewegen und sich daher in der Tiefe der Teppichfasern, unter Polstermöbeln und in Bodenritzen befinden. Die Larven verpuppen sich, die Puppen sind das resistenteste Stadium der Flohentwicklung, sie können, wenn kein Wirt vorhanden ist, ein Jahr lang in diesem Stadium bleiben. Ausgelöst z.B. durch Bodenvibrationen schlüpft aus der Puppe der Floh, der dann sofort auf Wirtsuche geht. Wenn kein Tier vorhanden ist, werden auch die Unterschenkel von Menschen genommen. Da nur der erwachsene Floh sich am Tier befindet und alle Entwicklungsstadien in der Wohnung sind, ist es absolut notwendig, neben einer Behandlung des Tieres auch die Wohnung, das Auto, überhaupt alle Plätze, wo sich das Tier aufhält, zu entflohen. Am besten lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt über richtige Flohbekämpfung beraten. - Ohrenmilben Otodectes cynotis ist eine Saugmilbe, die zur Bildung dicker, brauner Krusten in den Ohren führt. Sie können sich auf den äußeren Gehörgang beschränken, aber auch auf Hals, Kruppe und Schwanz gefunden werden. Es handelt sich um eine hochansteckende Erkrankung und ist besonders bei Jungtieren stark verbreitet. Allergien
Bei der Katze ist die Allergiediagnostik weitaus frustrierender als beim Hund. Die verschiedenen Allergien aber auch Parasitenbefall, können ein und das selbe Krankheitsbild haben. Es gibt folgende Erscheinungsbilder hauterkrankter Katzen: -Juckreiz im Gesicht, mit und ohne Hautveränderungen -"miliare Dermatitis", das ist der beschreibende Ausdruck für viele kleine krustige Erhabenheiten besonders am Rücken, der Kruppe oder dem Hals der Katze. -eosinophiler Granulomkomplex: dieses Krankheitsbild reicht von Geschwüren im Mund, über haarlose näßende Stellen an den Hinterextremitäten, bis zu haarlosen, streifigen Stellen an den Hinterbeinen oder geschwollenen Lippen. -symmetrische haarlose Stellen am Körper oder ein haarloser Bauch Diese sehr unterschiedlichen Krankheitsmanifestationen können noch dazu in verschiedenen Kombinationen bei ein und der selben Katze auftreten. Außerdem, wie bereits erwähnt, kann der Besitzer oft nicht sagen, ob die Katze wirklich Juckreiz hat, da sie das vor ihm verbirgt. Der erste Schritt des Tierarztes ist daher festzustellen, ob die Haare ausfallen oder von der Katze ausgeleckt werden. Danach wird festgestellt, ob ein Ektoparasiten-Befall vorliegt. Bei Flohbefall wird von einer Flohallergie ausgegangen, falls jedoch eine richtige und intensive Flohbekämpfung (siehe Hund: Flohallergie) keine Abhilfe schafft, wird die Diagnostik der anderen Allergien begonnen. Bakterielle Infektionen - Pyodermie Durch Besiedlung der Haarfollikel mit Bakterien wie Staphylococcus intermedius kommt es zu juckenden Hautveränderungen, die mit roten Erhabenheiten (Papeln), Eiterpusteln, schuppenförmigen Kränzen (Collarette) und Krusten einhergehen. In chronischen Fällen kann die Haut sehr verdickt, borkig und dunkel pigmentiert erscheinen. Der Haarverlust resultiert aus der Entzündung des Haarfollikels. Eine bakterielle Infektion der Haut ist oftmals eine Sekundärerkrankung vieler verschiedener Primärerkrankungen. Der Tierarzt wird zuerst die Infektion mit geeigneten Antibiotika und Bädern und danach die Grundursache zu bekämpfen versuchen. Sonstiges - Malassezia-Infektionen Malassezia pachydermatis ist eine Hefe, die bei Tieren oft zu Hauterkrankungen mit Juckreiz führt. Das Tier präsentiert sich entweder mit massiven Ohrenproblemen oder gelblich, fettigen, schuppigen Hautveränderungen, besonders häufig am Hals und an den Pfoten. Außerdem entwickelt sich ein typischer "Hefegeruch". Diese Infektion kann wie bei den bakteriellen Infektionen erwähnt, sehr oft eine sekundäre Erkrankung diverser anderer Grundkrankheiten sein. Die Therapie besteht aus bestimmten Bädern und Waschungen und bei massivem Befall aus einer Tabletten-Kur. - Otitis externa Im Volksmund oft als "Ohrenzwang" bezeichnet. Die Entzündung des äußeren Gehörganges der Katze ist eine häufige Erkrankung, die in verschleppten Fällen zu einer Mittelohr- oder gar Innenohrentzündung führen kann. Als Ursache kommen im einfachsten Fall Fremdkörper (sog. "Schliefhansln") vor, aber auch Bakterien, Hefen oder Milben. Viele chronische Ohrenprobleme sind ein Zeichen einer Atopie oder Futtermittelallergie und bedürfen daher nicht nur symptomatischer Ohrenreinigung und Behandlung sondern auch einer Allergiediagnostik. Prinzipiell ist eine Reinigung der Ohren durch den Laien abzulehnen, da mit Wattestäbchen meist mehr geschadet als genützt wird. Erstens wird der Ohrenschmutz noch tiefer hineingeschoben und zweitens kommt es bei dem ohnehin stark entzündeten Ohr leicht zur Traumatisierung.
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Über die AutorinDr. Regina Wagner Fachtierärztin für Dermatologie Tiergesundheitszentrum Korneuburg Laaerstrasse 62 2100 Korneuburg T: 02262 75520 F: 02262 75520 55 www.vetderm.at
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